Equal Pay Day und Gender-Pay-Gap: Was ist das?
Der Equal Pay Day (EPD) ist ein internationaler Aktionstag, mit dem Aufmerksamkeit darauf gerichtet wird, dass Frauen für die gleiche Arbeit weniger verdienen als Männer. Dieser geschlechtsspezifische Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern wird als Gender-Pay-Gap bezeichnet.
Equal Pay Day in Österreich: das Wichtigste in Kürze
Mit dem Equal Pay Day wird jährlich jener Tag festgelegt, bis zu dem (gemessen ab dem 1. Jänner) Frauen aufgrund der Verdienstunterschiede unentgeltlich arbeiten. Der EPD 2023 in Österreich fiel auf den 16. Februar. Vom 1. Jänner bis zum 16. Februar haben Frauen somit gratis gearbeitet.
Wie berechnet sich der Gender-Pay-Gap?
Für die Berechnung des Gender-Pay-Gaps werden die jährlichen Bruttostundenverdienste von unselbstständig beschäftigten Frauen und Männern in Vollzeit herangezogen. Die Differenz dieser beiden Beträge wird in Prozent angegeben und ergibt den Gender-Pay-Gap. Als Datengrundlage gelten die von Statistik Austria publizierten Daten.
In die Berechnung fließen somit die Gehälter einer Vollzeitbeschäftigung ein und nicht jene einer Teilzeitbeschäftigung. Da der Stundenlohn von Frauen in Teilzeitbeschäftigung für die gleiche Position geringer ausfällt als jener von Frauen in Vollzeitbeschäftigung, würde die Einbeziehung einer Teilzeitbeschäftigung den Gender-Pay-Gap noch vergrößern.
Wie wird der Equal Pay Day festgelegt?
Die prozentuelle Einkommensdifferenz zwischen Mann und Frau wird zur Ermittlung des Equal Pay Days mittels folgender Formel in Tage umgerechnet:
(Kalendertage x Gender-Pay-Gap in Prozent) / 100
So betrug die Einkommensdifferenz von 12,7 Prozent (Stand 2023) abgerundet 47 Kalendertage.
Rechenvorgang: (365 x 13) / 100
Zur Ermittlung des EPDs wird, ausgehend vom 1. Jänner eines Jahres, jener Tag errechnet, bis zu welchem Frauen unbezahlt arbeiten. Im Vergleich dazu erhalten Männer bereits ab dem 1. Jänner eine Entlohnung für ihre geleistete Arbeit.
Woher kommt die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern?
Mit dem Gender-Pay-Gap wird verdeutlicht, dass Männer für die gleiche oder eine gleichwertige Arbeit mehr bezahlt bekommen. Doch weshalb ist das so? Gründe für die geschlechtsspezifische Einkommensschere gibt es viele, dazu zählen:
- Leistung unbezahlter Arbeit: Frauen leisten neben ihrer bezahlten Erwerbstätigkeit mehr unbezahlte Arbeit als Männer. Dazu zählen die Kinderbetreuung, der Haushalt und die Pflege.
- Fehlende Transparenz: Die Höhe der Gehälter in Unternehmen wird in vielen Fällen nicht offengelegt. Geschlechtsspezifische Verdienstunterschiede können damit oft nur durch Zufall sichtbar werden.
- Weniger Frauen in Führungspositionen: Frauen weisen in der formalen Bildung mittlerweile höhere Abschlüsse auf als Männer. Dennoch nehmen Frauen weniger Führungspositionen ein als Männer.
- Lohnniveau systemrelevanter Berufsfelder: Durch die Coronapandemie wurde deutlich, dass systemrelevante Berufe vor allem von Frauen ausgeübt werden. Dazu zählen die Pflege, der Gesundheitsbereich, die Kinderbetreuung, die Reinigung und der Handel. Diese Berufsbereiche weisen gleichzeitig in vielen Fällen auch ein niedriges Lohnniveau sowie teilweise prekäre Arbeitsbedingungen auf.
Wann ist der Equal Pay Day in Österreich?
Der erste Equal Pay Day wurde für Österreich im Jahr 2009 berechnet und fiel auf den 16. April. Zehn Jahre später fiel der EPD in Österreich auf den 26. Februar 2019.
Aktuell (Stand 2023) erhalten in Österreich Frauen für eine gleichwertige Arbeit im Durchschnitt 12,7 Prozent weniger Gehalt als Männer. Der daraus ermittelte EPD 2023 war am 16. Februar. Bei einem Blick auf die einzelnen Bundesländer werden große regionale Unterschiede sichtbar. Während in Wien die Einkommensunterschiede mit 3 Prozent am geringsten sind, sind sie in Vorarlberg mit 22 Prozent sowie in Tirol und Oberösterreich mit 18 Prozent am größten. Daraus ergeben sich auch regional unterschiedliche Equal Pay Days. Der EPD 2023 für Wien war am 11. Jänner, der EPD Vorarlberg erst am 21. März.
Die geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede konnten in den Jahren seit Berechnung des EPDs somit verringert werden, jedoch sind wir von einer Gleichstellung des Verdienstes noch sehr weit entfernt.
Was passiert am Equal Pay Day in Österreich?
Am Equal Pay Day werden in Österreich jährlich verschiedene Aktionen gesetzt, um Bewusstsein für die geschlechtsspezifischen Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern zu schaffen. Zu den Aktionen zählen beispielsweise:
- Mitmach-Kampagnen auf Social-Media-Kanälen
- Veranstaltungen zur Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung
- Bereitstellung von Daten und Informationsmaterialien
Keine Einkommensunterschiede mehr zwischen Mann und Frau: Ab wann? Ab JETZT!
Die Gleichberechtigung von Frau und Mann ist in Österreich gesetzlich verankert. In der Realität zeigt sich in unserer Gesellschaft jedoch in vielen Bereichen eine geschlechtsspezifische Ungleichbehandlung, dazu zählt auch der Faktor Arbeit. Um endlich eine Gleichberechtigung von Mann und Frau zu erzielen, setzen wir bei der Sensibilisierung von Rollenbildern an und forcieren den Ausbau der Ganztags-Kinderbetreuungseinrichtungen und die Unterstützung von Alleinerziehenden.
NEOS Position
NEOS-FRAUENPOLITIK:
Garantierte Ganztags-Kinderbetreuung
Beim Thema Kinderbetreuungsplätze für unter Dreijährige, hinkt Österreich immer noch anderen EU-Staaten hinterher. Österreich hat noch immer eine stark verankerte Rollenverteilung in Familien mit Männern in Vollbeschäftigung und Frauen in Teilzeit. Deshalb fordern wir einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem 1. Kindergeburtstag, den Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen (vor allem für unter Dreijährigen), Karenzmodelle, die eine bessere Aufteilung zwischen Vätern und Müttern (höhere Väterbeteiligung), eine Möglichkeit für einen schnelleren Wiedereinstieg der Frauen in die Berufswelt und den Ausbau von Betriebskindergärten und Krippen in den Unternehmen.
Raus aus der Teilzeitfalle
Nach wie vor arbeitet fast jede zweite Frau in Österreich Teilzeit. Während die Teilzeitquote im EU-Schnitt gesunken ist, ist sie in Österreich gestiegen. Das Dilemma an der Teilzeitarbeit: Teilzeit schafft kein existenzsicherndes Einkommen, Teilzeit schafft geringere Pensionsansprüche, Teilzeit ebnet den Weg in die Altersarmut. Deshalb fordern wir eine bessere inhaltliche Aufklärung/Kommunikation bzgl. der Langzeitauswirkungen von Teilzeitarbeit (geringe Pension, Altersarmut), Weg mit der Negativsteuer für geringe Einkommen, sie sind de facto eine Subvention von Teilzeitarbeit, eine Attraktivierung von MINT Fächern und besser bezahlten Berufen für Frauen, Vereinbarkeit von Beruf und Familie und eine Verankerung der Pflichtfächer Social Literacy und Life Skills bereits in den Schulen.
Alleinerziehend muss finanziell lebbar sein
94% der Alleinerziehenden sind Frauen. Bereits vor der Krise waren 46% der Alleinerziehenden (also v.a. Frauen) armuts- und ausgrenzungsgefährdet. Soziale Leistungen (Pensionen und Ersatzleistungen für Arbeitslose, etc.) sind in Österreich eng an Erwerbseinkommen gekoppelt, was Frauen wesentlich schlechter stellt, da sie durch Betreuungspflichten, atypische Beschäftigungstypen, geringere Beschäftigungsraten aufweisen. Deshalb fordern wir die Berücksichtigung der Lebensrealitäten von Alleinerziehenden in der Planung sämtlicher Maßnahmen und Leistungen für Familien, die Entwicklung zeitlich flexibler Arbeitsmodelle (Vermeidung von "Rausdrängen" aus dem Arbeitsmarkt), eine Förderung betrieblicher Gleichstellungskultur und Gleichstellung als betrieblichen Nutzen zu thematisieren (Role Models vor den Vorhang).
Null Toleranz für Gewalt an Frauen
Gewalt an Frauen ist auch in Österreich immer noch ein massives Problem und muss daher auch weiterhin in die Mitte der Gesellschaft gerückt, thematisiert und gelöst werden. Wir fordern daher mehr Schutz für Frauen durch den Ausbau/Unterstützung von Initiativen gegen häusliche Gewalt, Frauenhäuser, etc., mehr Aufklärung/Auseinandersetzung mit dem Thema bereits in der Schule, die Verbesserung der Datenerfassung über Gewalt gegen Frauen und daraus abgeleitete Sensibilisierungskampagnen und einen angemessenen Schutz für Stalking-Opfer.
Schluss mit den antiquierten Rollenbildern
Festgefahrenen Rollenbilder und Rollenstereotype führen nicht nur zu Diskriminierungen und Abwertungen, sie haben auch Einfluss auf die Schul- und Berufswahl, auf das Erwerbseinkommen, Arbeitsaufgaben und Aufstiegsmöglichkeiten und bereiten so auch den Nährboden für sexistisches Verhalten und diskriminierende Machtausübung. Deshalb fordern wir Bildung und Unterrichtsmaterialien frei von sexistischen Stereotypen zu machen, gendergerechte Sensibilisierungsmaßnahmen bereits in Kindergarten und Schule zu implementieren, Role Models als Vorbilder zu präsentieren und ein verpflichtendes Pensionssplitting nach Schweizer Modell zur Vorbeugung von Altersarmut für alle.