🗳️ Alles zur Wien-Wahl am 27.04.2025 →

Zum Inhalt springen
Bitte geben Sie einen Suchbegriff ein.

Bildungskarenz: Ein gescheitertes Modell braucht Reformen

Ein gut gemeintes Modell mit teuren Nebenwirkungen: Warum die Bildungskarenz ihren Zweck verfehlt hat – und wie die neue Weiterbildungszeit es besser machen soll.

Die Bildungskarenz – 1998 ins Leben gerufen – sollte es Arbeitnehmer:innen ermöglichen, sich weiterzubilden, ohne ihren Job zu verlieren. Doch was ursprünglich als clevere Idee begann, hat sich zunehmend zu einem teuren und ineffizienten Instrument entwickelt. Wir NEOS kritisierten schon 2023, dass die Bildungskarenz nicht mehr denjenigen zugutekommt, die es am meisten benötigen, sondern vor allem gutverdienenden Müttern und Akademiker:innen. 

Bildungskarenz als Verlängerung der Elternkarenz

Statt sich beruflich weiterzubilden, wurde die Bildungskarenz häufig als verlängerte Auszeit nach der Elternkarenz genutzt. Besonders auffällig: 2021 waren ca. 40 % derjenigen, die Bildungskarenz beantragten, Frauen, die zuvor in Elternkarenz waren. Viele (51,7 %) von ihnen verdienten vorher mehr als 4.000 Euro brutto monatlich. Einige Anbieter lockten mit dem Versprechen „Babypause verlängern“ – als ob Weiterbildung das ideale Rezept für den ganz privaten Lebensplan wäre, und nicht für den Arbeitsmarkt.

Ein Privileg für Gutverdiener:innen

Die ursprünglich geplante Förderung von weniger qualifizierten Menschen ist völlig verfehlt worden. Stattdessen profitierten vor allem diejenigen, die ohnehin schon mehr verdient haben und/oder deren Bildungsstand höher war. Über die Hälfte der Teilnehmer:innen der Bildungskarenz hatte mindestens eine Matura, viele waren Akademiker:innen. Sie nutzten das Modell oftmals nicht, um ihre Fähigkeiten für den Arbeitsmarkt zu verbessern, sondern für ihre ganz persönliche Weiterentwicklung – von Yoga- und Kochkursen bis hin zu Fernstudiengängen, die eher wie ein Hobby anmuten, statt wie ein berufliches Weiterbildungsangebot. 

Sich „bilden“ als „Exit-Strategie“

Die Bildungskarenz kostete die Steuerzahler:innen im Jahr 2021 rund 300 Millionen Euro (inkl. SV-Beiträge) – fast dreimal so viel wie noch 2010. Doch der Anstieg war vor allem seit 2021 sportlich: So liegen die Kosten im Jahr 2024 nun bereits bei rund 650 Millionen Euro (inkl. SV-Beiträge). Was jedoch übrig bleibt, ist die Frage: War das Geld wirklich gut investiert? Die Zahl der Bezieher:innen stieg massiv an, doch die tatsächliche Wirkung auf die berufliche Qualifizierung blieb oft aus. Statt die Qualifikation für die Arbeitswelt zu steigern, wurde die Bildungskarenz häufig als eine Art bezahlte Auszeit genutzt. Und noch problematischer: Viele Teilnehmer:innen kehrten nach ihrer Bildungskarenz nicht mehr in ihren ursprünglichen Job zurück. Der Staat zahlte für eine Weiterbildung, die nicht wirklich zur Rückkehr zum Arbeitgeber führte. Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels eine besorgniserregende Entwicklung. Statt sich auf einen Job vorzubereiten, wurde die Bildungskarenz vielfach als bequeme Möglichkeit genutzt, sich beruflich neu zu orientieren. Was dem Ursprung, in seinem Gebiet besser zu werden – also sich höherzuqualifizieren – gar nicht mehr gerecht wurde. 

Reformen sind notwendig:
Der Weg in die „Weiterbildungszeit“

Nun soll ab 01.01.2026 ein neues Modell, die „Weiterbildungszeit“, die Bildungskarenz ersetzen. Ziel ist es, ein nachhaltiges und arbeitsmarktpolitisch wirksames Modell zu schaffen, das echte berufliche Höherqualifizierung fördert. Die neue „Weiterbildungszeit“ wird mit erheblich höheren Anforderungen und stärkerer Kontrolle ausgestattet sein. Es wird eine klare Bindung an erfolgreich absolvierte Bildungsmaßnahmen geben und die Qualität der Kurse wird stärker geprüft. Arbeitgeber:innen sollen stärker in die Finanzierung eingebunden (Arbeitgeber-Beteiligung) und eine Behaltefrist, um ein Verweilen beim gleichen Arbeitgeber nach Absolvierung der Bildungskarenz sicherzustellen, eingeführt werden. Des Weiteren wird es eine Deckelung der Ausgaben bei 150 Millionen Euro (inkl. SV-Beiträge) jährlich geben.

Die Weiterbildungszeit als echte Chance

Die Bildungskarenz hat ihren ursprünglichen Zweck verloren und sich zu einem teuren Privileg für gutverdienende Akademiker:innen entwickelt. Die Einführung der „Weiterbildungszeit“ ab 2026 wird ein erster Schritt in die richtige Richtung sein. Wenn sie die richtigen Qualifikationen und eine starke Arbeitgeberbeteiligung in den Fokus stellt, hat das neue Modell das Potenzial, echte berufliche Höherqualifizierung zu fördern und denjenigen zugutekommen zu lassen, die sie am meisten benötigen.

Vielleicht interessieren dich auch diese Artikel

KI-generiertes Bild von Donald Trump mit unzähligen Frachtcontainern im Hintergrund
14.04.2025NEOS Team4 Minuten

Trumps Zölle: So verlieren alle

Donald Trumps unberechenbare Zollpolitik schürt globale Unsicherheit, schadet dem Welthandel und trifft exportabhängige Länder wie Österreich hart. Welche Auswirkungen die Abschottung Amerikas auf die Wirtschaft hat und warum das eine Lose-Lose-Situation für alle ist.

Mehr dazu
Ein Junge betrachtet ein Blatt Papier in einer Schatztruhe.
11.04.2025NEOS Team2 Minuten

Deutschförderung verdoppelt: So geht echte Chancengerechtigkeit 

Deutsch zu sprechen, ist der Schlüssel zu Bildungserfolg und Integration. Damit jedes Kind die Chance auf eine erfolgreiche Schullaufbahn hat, gibt es im nächsten Schuljahr mehr als doppelt so viele Ressourcen für die Deutschförderung.

Mehr dazu
Ein mythologisches Hydra-ähnliches Wesen aus Büroartikeln und Business-Kleidung sitzt hinter einem großen Mahagonischreibtisch in einem düsteren Regierungsbüro. Die Kreatur hat sieben Köpfe, alle in dunkelblauen Anzügen mit roten Krawatten, und Hälse bedeckt mit Aktenordner-Schuppen. Ihr Körper besteht aus ineinander verschlungenen schwarzen Akten, Büroklammern und Heftgeräten. Auf dem Schreibtisch steht ein Messingschild mit der Aufschrift „Bürokratiemonster“, umgeben von Aktenstapeln. Im Hintergrund: Metallaktenschränke und grelles Neonlicht, das harte Schatten wirft.
01.04.2025NEOS Team2 Minuten

Das Bürokratiemonster muss gehen – Zeit für eine echte Bildungsoffensive!

Zu viele Listen, zu viele Formulare, zu viele Vorschriften – unsere Schulen ersticken in Bürokratie. Doch damit ist jetzt Schluss! Mit einem klaren Plan für weniger Verwaltung und mehr Freiraum für Lehrkräfte sorgen Christoph Wiederkehr und Sepp Schellhorn dafür, dass sich Schule wieder auf das konzentriert, was wirklich zählt: Bildung.

Mehr dazu

Melde dich für unseren Newsletter an!