Anna wuchs mit einem starken Österreich als Teil der EU auf und erlebte die Vorzüge von Klein auf. Als sie ein Jahr alt war, wurde Österreich Teil der Europäischen Union und prägte Annas Jugend nachhaltig. Mit 18 entschied sie nach der Matura im Ausland arbeiten zu wollen. Ihr Weg führte sie nach Paris, wo sie vier Monate lang in einem Schnellrestaurant arbeitete. Die Heimat nach der Schule für eine bestimmte Zeit zu verlassen, ein neues Land zu entdecken, neue Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln, und neue Sprachen zu lernen, ohne dabei ein Visum, einen neuen Handytarif oder eine neue Bankomatkarte zu benötigen, das Natürlichste der Welt, oder? Als Helmut in Annas Alter war, war das noch eine surreale Vorstellung. Doch für Annas Generation eine enorme Chance für die persönliche Entwicklung, da man die eigene Heimat als Europäer:in in ganz Europa mitnehmen kann, mitsamt den Euros, die man noch in Wien ins Geldbörserl gepackt hat.
Anna nutzte später auch das europäische Studienangebot, das ihr ermöglichte, überall innerhalb der Europäischen Union zu studieren. Diese Entscheidung brachte sie nach England, wo sie eine neue Heimat fand, in der sie willkommen geheißen wurde und dazugehörte. Bis zu einem ganz bestimmten Tag. Bis zu dem Tag, als beschlossen wurde, dass Anna und all die anderen Europäer:innen, die sich in Großbritannien etwas aufgebaut hatten, eben nicht mehr so erwünscht sind: Der Brexit. Der Tag ihres Studienabschlusses wurde der Tag, an dem Anna auch einen Abschluss mit ihrer zweiten Heimat finden musste. Die Traurigkeit, die ihren Weg begleitete, bekräftige sie dabei, sich für ein starkes gemeinsames Europa einzusetzen. Sie bewarb sich beispielsweise bei der ALDE Vorstandswahl und schrieb als Mitglied des "Drafting Committees" am ALDE-Manifest für die kommende Europawahl mit. Wenn man Anna nach dieser Zeit fragt, strahlen einem ihre Augen an und sie sagt: "Das Geniale an der Europäischen Union ist, dass, wenn man die Möglichkeiten nutzt, die einem die EU bietet, dann findest du in ganz Europa Freundinnen und Freunde."