Ginge es nach der UN-Behindertenrechtskonvention, wäre das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung in Österreich längst Realität. Darin ist festgeschrieben, dass schulischer Unterricht allen Kindern die bestmögliche Entfaltung der eigenen Potenziale ermöglichen soll. Anstatt daher – wie bisher im Bildungswesen üblich – die Fähigkeiten der Kinder an den Schulunterricht anzupassen, sollten sich Bildungseinrichtungen (vom Kindergarten bis zur Hochschule) vielmehr nach den individuellen Bedürfnissen der Kinder richten – nicht umgekehrt.
Die Umsetzung blieb in Österreich jedoch weitgehend offen. Bis heute ist ein Umbau des heimischen Schulsystems im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention nicht in Sicht. Die bestehenden integrativen Schulen nehmen zwar Kinder mit Behinderungen auf, in den gemeinsamen Schulalltag werden sie aber oft nicht eingebunden. Ausgrenzung steht immer noch an der Tagesordnung. Von einem Ausbau oder einer Weiterentwicklung inklusiver Schulformen fehlt somit jede Spur. Dabei zeigen andere europäische Länder vor, dass Inklusion auch in der Praxis möglich ist. In Italien, Spanien oder den skandinavischen Staaten werden schon jetzt fast alle Kinder mit Lernschwierigkeiten an der Regelschule unterrichtet.
Die Frage, die sich die Politik dringend stellen muss, ist demnach: Wo liegt der sprichwörtliche Hund begraben? Was muss sich jetzt in Österreich ändern, um wirklich allen Kindern gemeinsames Lernen zu ermöglichen?