Athanasia lebt gemeinsam mit ihrem Mann Robert und ihrem einjährigen Sohn Aeneas in der Obersteiermark. Die Juristin leitet ihre eigene Kanzlei mit drei Mitarbeiter:innen und sammelte in den letzten Jahren viel Erfahrung mit Müttern, die vor schwierige finanzielle Herausforderungen gestellt werden. "Am Land zähle ich als arbeitende Mutter eines Einjährigen zur absoluten Minderheit", berichtet Athanasia. "Doch ich habe das Glück, dass mein Mann und die Großeltern meines Sohnes viel Betreuungsleistung übernehmen. So viel Glück haben die wenigsten Frauen in ländlichen Regionen, die meisten bleiben hier volle zwei Jahre in Karenz. Häufig ungewollt. Dabei wissen so viele Frauen nicht, welche lebenslangen Nachteile sie dadurch zu erwarten haben. Bis es zu spät ist und sie zu mir kommen." Athanasia berichtet von Eltern, die auseinander gehen, sich scheiden lassen, und die Frau am Ende des Tages so gut wie immer diejenige ist, die den größeren finanziellen Verlust hinnehmen muss. "Wenn Frauen durch mangelhafte politische Rahmenbedingungen, wie fehlende Kinderbetreuungsplätze, in eine zweijährige Karenz gezwungen werden und daher auch alleine die Obsorge übernehmen müssen, ist das Leid bei einer Scheidung dann natürlich enorm. Das fehlende Einkommen in der Karenzzeit sowie die ungleiche Verteilung der Kinderbetreuungsleistung beider Elternteile sorgt für einen unglaublich hohen Druck auf Frauen." Doch es gibt auch Arbeitgeber, die einer fairen Aufteilung der Betreuungsleistung von Kindern im Weg stehen. "Erst kürzlich habe ich von einer Herausforderung einer jungen Familie erfahren. Die Frau verfügte über mehr Einkommen als der Mann, für beide Elternteile war klar, dass der Vater den Großteil der Karenzzeit antreten wird. Doch der Arbeitgeber des Vaters verblüffte die Familie mit seinem alten Rollenbild: Männer würden nicht in Karenz gehen. Und so blieb der Familie keine andere Wahl, denn obwohl es für das Familieneinkommen einen Verlust bedeutete, musste die Mutter die Karenz antreten."