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Nationalratswahl in Österreich 2024: Umfassender Leitfaden

Im Herbst 2024 findet in Österreich die 28. Nationalratswahl statt. Bei diesem wichtigen politischen Ereignis können die Bürger:innen selbst über die Zusammensetzung im Nationalrat entscheiden. 

Was ist die Nationalratswahl?

Die NR-Wahl gibt den Bürger:innen Österreichs die Möglichkeit, zu entscheiden, wer sie im Nationalrat vertritt.
Der Nationalrat ist das wichtigste gesetzgebende Organ in Österreich. Er besteht aus 183 Abgeordneten und wird alle fünf Jahre gewählt. Die nächste Nationalratswahl findet in Österreich am 29. September 2024 statt.

Warum ist die Nationalratswahl wichtig?

Die Nationalratswahl ist Ausgangspunkt der Regierungsbildung. Die Stimmen der Bürger:innen bei der NR-Wahl entscheiden somit die politische Ausrichtung des Landes für die kommenden Jahre. 

Die gewählten Abgeordneten vertreten die Interessen der Bürger:innen im Parlament: Im Nationalrat werden Gesetze diskutiert, verabschiedet und kontrolliert. Neben dieser Gesetzgebungsfunktion übernimmt er auch die Kontrolle der Bundesregierung, um sicherzustellen, dass sie im Interesse der Bürger:innen arbeitet.

Wie funktioniert das Wahlverfahren bei der Nationalratswahl in Österreich?

Die Nationalratswahl ist auf dem Grundsatz des Verhältniswahlrechts aufgebaut. Das ist nicht nur in der österreichischen Verfassung, sondern auch in der Nationalratswahlordnung festgelegt.  Verhältniswahl bedeutet, dass die Anzahl der Sitze, die eine Partei im Nationalrat erhält, im Verhältnis zum prozentualen Stimmenanteil der Partei verteilt wird. Je mehr Wählerstimmen eine Partei bekommt, desto mehr Sitze erhält sie auch im Parlament. 

Eine wichtige Rolle übernimmt bei der Nationalratswahl die Einteilung in Wahlkreise. Österreich wird laut Wahlordnung entsprechend den Bundesländern in 9 Landeswahlkreise gegliedert, die sich wiederum in 39 Regionalwahlkreise unterteilen. Wie viele Mandate ein Bundesland erhalten kann, hängt von der Bevölkerungsgröße ab. 

Auf das Burgenland als bevölkerungsärmstes Bundesland fallen beispielsweise maximal 7 Mandate, Niederösterreich kann als bevölkerungsstärkstes Bundesland maximal 37 Mandate erhalten.  

Wie viele Stimmen für ein Mandat notwendig sind, hängt wiederum von der sogenannten Wahlzahl ab. Zur Berechnung der Wahlzahl wird die Zahl der gültigen Stimmen eines Landeswahlkreises durch die Anzahl der Mandate geteilt, die diesem Landeswahlkreis zugeordnet werden. 

Um eine:n bestimmte:n Kandidierende:n zu unterstützen, können Wähler:innen eine Vorzugsstimme auf der Wahlliste vergeben. Durch diese Vorzugsstimme wird die Chance auf ein Mandat im Nationalrat erhöht. Vorzugsstimmen können also ausschlaggebend sein, um eine Umreihung auf den Parteilisten zu bewirken. 

Mandate: Wie werden die Sitze im Nationalrat verteilt?

Um die 183 Sitze im Nationalrat fair und proportional zu den Wählerstimmen zu verteilen, wird ein dreistufiges Verfahren angewandt: 

1. Stufe: Verteilung der Mandate in den Regionalwahlkreisen

Um Parlamentssitze einzelnen Parteien zuordnen zu können, wird die Wahlzahl berechnet. Das erfolgt nach dem Hare’schen Verfahren. Für eine proportionale Mandatsverteilung wird pro Bundesland eine Wahlzahl ermittelt. Die Anzahl der Mandate pro Regionalwahlkreis wird errechnet, indem alle erhaltenen Stimmen einer Partei durch die Wahlzahl dividiert werden. 

Mandate, die eine Partei in diesem ersten Verfahren, also in den Regionalwahlkreisen, erhält, werden als Grundmandate bezeichnet. 

2. Stufe: Verfahren auf Ebene der Landeswahlkreise

Nachdem die Mandate in den Regionalwahlkreisen verteilt wurden, erfolgt die Verteilung der restlichen Mandate auf Landesebene. 

Ausschließlich jene Parteien, die bereits im ersten Verfahren mindestens ein Mandat erreicht haben oder die sogenannte Sperrklausel erfüllen, indem sie bundesweit mindestens 4 % aller gültigen Stimmen erhalten haben, können an diesem Verfahren teilnehmen. 

Pro Bundesland werden die Parteistimmen durch die entsprechende Wahlzahl dividiert. Die Grundmandate aus dem ersten Verfahren werden abgezogen. 

3. Stufe: Verfahren auf Bundesebene

Alle noch übrigen Mandate werden im letzten Verfahren auf Bundesebene verteilt. Für den Einzug ins Parlament besteht auch hier eine Sperrklausel von 4 %. 

Zur proportionalen Verteilung der Stimmen wird ein bestimmtes mathematisches Verfahren, das sogenannte d'Hondt’sche Verfahren, angewandt. Nach Ermittlung der Wahlzahl werden die Sitze der einzelnen Parteien errechnet. Bereits erhaltene Mandate der vorherigen beiden Verfahren werden abgezogen.

Wer ist wahlberechtigt?

Wahlberechtigt sind alle österreichischen Staatsbürger:innen, sofern sie folgende Voraussetzungen erfüllen: 

  • Sie sind am Wahltag mindestens 16 Jahre alt und
  • nicht durch eine gerichtliche Verurteilung vom Wahlrecht ausgeschlossen.

Briefwahl und Wahlkarten: 

Wahlberechtigte Bürger:innen, die am Wahltag nicht persönlich im Wahllokal erscheinen können, haben die Möglichkeit, mittels Briefwahl ihre Stimme abzugeben. Damit können auch Auslandsösterreicher:innen oder österreichische Staatsbürger:innen, die sich am Wahltag nicht in Österreich befinden, im Ausland an der Nationalratswahl 2024 teilnehmen. 

Für eine Briefwahl muss eine Wahlkarte beantragt werden. Dieser Wahlkartenantrag kann per Post, online oder persönlich bei der jeweiligen Gemeinde gestellt werden. Bei einer Briefwahl wird die ausgestellte Wahlkarte ausgefüllt, unterschrieben und postalisch aufgegeben. Es ist auch möglich, mit der Wahlkarte direkt am Wahltag bei jedem geöffneten Wahllokal in Österreich, das Wahlkarten entgegennimmt, wählen zu gehen.

Die letzte Nationalratswahl in Österreich: 2019

Bei der letzten Nationalratswahl im Jahr 2019 erreichte die ÖVP 37,5 % der Stimmen und war damit die stimmenstärkste Partei. Die ÖVP zog mit 71 Mandaten in den Nationalrat ein. Die SPÖ erhielt 21,2 %, was 40 Mandaten entsprach. Die FPÖ landete mit 16,2 % auf Platz drei und erhielt 31 Sitze im Nationalrat. Die Grünen erzielten 13,9 % der Stimmen und 26 Mandate. Wir erreichten 8,1 % der Stimmen und bauten unsere Vertretung im Nationalrat von 10 auf 15 Sitze aus. 

Im Anschluss an die Wahl begann die ÖVP die Koalitionsbesprechungen aufzunehmen. Es kam zur Bildung einer türkis-grünen Regierungskoalition, mit Sebastian Kurz als Bundeskanzler (ÖVP) und Werner Kogler als Vizekanzler für die Grünen. In den Folgejahren gab es einige Regierungsumbildungen.

Häufig gestellte Fragen

Die nächste Nationalratswahl findet in Österreich am 24. September 2024 statt.

Der Nationalrat wird in Österreich von den wahlberechtigten österreichischen Staatsbürger:innen gewählt.

Alle Informationen zu den aktuellen Wahl-Umfragen, auch Sonntagsfrage genannt, können Sie auf apa.at abrufen.

Die Anzahl der Mandate im Nationalrat ist gesetzlich festgelegt. 1970 wurde sie im Zuge einer Nationalrats-Wahlrechtsreform von 165 auf 183 Abgeordnete erhöht.